Schlafcoaching mit 2 Monaten?

von | 16.Juni 2025

Du hast alles versucht: Kuscheln, Stillen, Tragen – und trotzdem weint dein Baby jeden Abend? Das kann sich wie ein Rätsel anfühlen.

Schlafcoaching beim Babys – Sinnvoll oder zu früh?

„Wir starten jetzt mit einem Schlafcoaching – das Beratungsgespräch hatten wir gestern.“

Diesen Satz sagte mir kürzlich eine junge Mutter auf dem Weg aus meiner Praxis. Ihr Baby ist gerade mal 2,5 Monate alt. Ich stockte und ein innerer Impuls sagte: Jetzt ist es an der Zeit, etwas klarzustellen.

Ein Schlafcoaching in diesem Alter ist nicht nur überflüssig – es ist schlichtweg nicht kindgerecht. Und genau darüber möchte ich heute schreiben.

Was ist der Unterschied zwischen Schlafberatung und Schlafcoaching?

Es klingt oft ähnlich – und doch ist es ein gewaltiger Unterschied:

Schlafberatung bedeutet: Aufklärung, Entlastung, Orientierung. Elternerhalten Informationen über den natürlichen Schlafverlauf ihres Babys, über Routinen und Rituale, über die Reifung des Nervensystems. Es geht ums Verständnis – nicht um Veränderung.

Schlafcoaching hingegen ist: Hilfe zur Selbsthilfe. Es geht tiefer. Wir schauen gemeinsam hin: Was beeinflusst den Schlaf des Kindes? Wie ist der Alltag strukturiert? Was sind realistische Schlafziele  und welche Schritte führen dorthin? Ein Coaching setzt eine gewisse Reife – vor allem beim Kind – voraus. Und genau da liegt der Knackpunkt.

Warum Schlafcoaching für Babys unter 6 Monaten keine gute Idee ist

Ein Baby mit zweieinhalb Monaten hat noch keine ausgereifte Schlafstruktur. Es kann gar nicht „lernen“, anders zu schlafen. Es verarbeitet jeden Tag unzählige Reize und sein kleiner Körper ist damit schlichtweg ausgelastet.

Die sogenannte Schlafarchitektur bildet sich erst ab dem 6. Lebensmonat. Erst dann sind längere Schlafphasen überhaupt möglich – davor ist das ständige Aufwachen normal und notwendig.

Hinzu kommt: Das Schlafhormon Melatonin wird erst ab der 8.–12. Lebenswoche überhaupt in nennenswerter Menge gebildet. Gleichzeitig ist das Stresshormon Cortisol häufig bei Babys bis zu sechs Monate lang deutlich erhöht – als Folge der Geburt und der täglichen Reizüberflutung.

Ein Schlafcoaching in diesem Alter wäre, als ob man einem Menschen mit gebrochenem Bein das Joggen beibringen will. Es überfordert – und bringt niemandem etwas.

Weinen ist nicht immer schlecht. Es ist Selbstregulation

Viele Eltern halten das Weinen ihres Babys kaum aus. Verständlich. Und doch ist es wichtig zu wissen: Weinen ist oft ein Regulationsmechanismus. Babys können sich nur über ihre Stimme ausdrücken – sie „reden“ durch Weinen. Nicht jedes Weinen bedeutet: Ich brauche sofort eine Lösung. Manchmal heißt es einfach: Ich verarbeite gerade meinen Tag. Bitte bleib bei mir.

Das heißt nicht, dass wir unsere Kinder alleine lassen sollen – im Gegenteil. Begleiten statt abstellen. Spüren lassen: Ich bin da. Du bist sicher. Und das ist der Unterschied zu manchen klassischen Schlaftrainings.

Warum veraltete Schlaftrainings gefährlich sein können

Ja, diese Methoden (ein Kind wird ALLEINE weinen gelassen) funktionieren. Aber nicht, weil das Kind plötzlich gut schläft – sondern weil es aufgibt. Weil es merkt: Ich werde nicht gehört. Und dann reagiert das Nervensystem mit einer Schutzstrategie: Freezing – also dem Erstarren. Das Baby wirkt ruhig, aber innerlich ist es dysreguliert.

Das hat nichts mit bindungsorientierter Schlafbegleitung zu tun. Und genau deshalb tragen wir als Coaches –und du als Mama oder Papa– eine große Verantwortung.

Was Eltern stattdessen tun können

Statt dein Baby „schreien zu lassen“, kannst du es liebevoll begleiten:

  • Lerne, was im Schlaf deines Babys gerade passiert

  • Stärke eure Routinen und Rituale

  • Sorge für Stabilität – in dir selbst und im Alltag

  • Hole dir gezielte Informationen und Unterstützung, wenn du unsicher bist

Ich empfehle dir dazu Die Schlafbrücke – meine Webinarreihe, die dich dabei unterstützt, Schlafprobleme vorzubeugen. Ganz ohne Druck, dafür mit viel Wissen, Empathie und Praxisnähe.

Fazit: Liebevoll begleiten statt vorschnell coachen

Die ersten Lebensmonate sind eine Zeit des Ankommens – kein Wettbewerb um den besten Schlaf. Ein zu frühes Schlafcoaching ist nicht nur wirkungslos, sondern kann auch schaden. Was dein Baby jetzt braucht, ist dein Verständnis, deine Nähe und dein Vertrauen.

Also frag dich nicht zuerst: Wie bringe ich mein Baby dazu, besser zu schlafen?
Sondern: Wie kann ich ihm helfen, sich in dieser Welt zurechtzufinden?

Der Schlaf kommt – wenn der Körper soweit ist. Und bis dahin gehen wir gemeinsam Schritt für Schritt.

Wenn du unsicher bist, ob ein Schlafcoaching bei deinem Baby aktuell sinnvoll ist, buche dir gern ein kostenloses Beratungsgespräch. Ich helfe dir.

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