Der frühe Vogel kann mich mal
Früh aufstehen! Leistung bringen! Gut funktionieren! Und das am besten schon vor dem ersten Kaffee. Du erfährst, warum dein Schlafverhalten mehr mit deiner inneren Uhr als mit Disziplin zu tun hat. Und warum es an der Zeit ist, die Geschichte vom „frühen Vogel“ neu zu schreiben.

Der frühe Vogel kann mich mal
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Erfolgreiche Menschen stehen früh auf
Das ist so ein Satz, der mich regelrecht unter die Decke katapultiert.
Einer dieser Sätze, die Menschen in Schubladen stecken und ihnen subtil vermitteln: Wenn du nicht um 5 Uhr morgens joggen gehst und spätestens um 6 Uhr produktiv bist – wirst du es nie zu etwas bringen.
Das Problem daran?
Dieser Satz geht vollkommen an unserer biologischen Realität vorbei und ist -wissenschaftlich betrachtet- schlichtweg falsch.
Warum das so ist, welche Rolle dein Chronotyp spielt und warum du dich nicht schlecht fühlen musst, wenn du morgens einfach nicht in die Gänge kommst – darum geht es in diesem Artikel.
Wer ich bin
Ich bin Simone – Physiotherapeutin, Osteopathin, Heilpraktikerin, emtrasens®-Coach und mit einer großen Leidenschaft, Schlafcoach.
Und um eins vorwegzunehmen:
Ich bin kein Morgenmensch. Null.
Ich bin die, von der früher jeder wusste, dass man sie NIE vor der Visite und einer ordentlichen Postion Koffein ansprechen durfte, wenn man Wert auf eine freundliche Antwort legte.
Ich bin die, die morgens in WhatsApp-Gruppen schweigt – und abends um 22 Uhr noch konzentriert arbeiten kann.
Ich bin ein leichter Spättyp – und genau darum geht’s hier .
Frühaufsteher = erfolgreich?
Du kennst sie bestimmt, die Sätze vom „frühen Vogel“ und die unzähligen Ratgeber, die frühes Aufstehen glorifizieren.
Im Netz kursieren sogar Listen von erfolgreichen Menschen, die alle vor 6 Uhr aufstehen.
Der Frühtyp wird regelrecht gehypt.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Was sind Chronotypen?
Es gibt drei Haupttypen:
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Lerche (Frühtyp)
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Taube (Mitteltyp)
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Eule (Spättyp)
Jeder Chronotyp hat ein individuelles biologisches Zeitfenster, in dem er unter anderem optimal schläft und leistungsfähig ist.
Ein faszinierendes Beispiel:
In einem tansanischen Stamm, der ohne Strom und moderne Einflüsse lebt, schlafen alle Stammesmitglieder nur 18 Minuten gleichzeitig. Das zeigt noch mal sehr deutlich, dass die Schlafzeitfenster -ohne gesellschaftliche Rahmenbedingen- sehr unterschiedlich sind.
Die drei Chronotypen im Überblick
Lerche – Der Frühtyp
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Schlafenszeit: ca. 22:45–6:45 Uhr (extreme Frühtypen schlafen schon ab 17:15 Uhr!)
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Vorteil: Leistungshoch am Vormittag
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Herausforderung: Abends müde, verpasst oft das gesellschaftliche Leben
Frühtypen haben häufig Vorteile im Berufsleben – aber nicht, weil sie besser oder intelligenter sind, sondern weil unsere Gesellschaft nach ihrer inneren Uhr funktioniert.
Taube – Der Mitteltyp
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Schlafenszeit: ca. 23:45–7:45 Uhr
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Vorteil: Anpassungsfähig
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Herausforderung: Der Morgen ist aufgrund der späteren Einschlafzeit manchmal schwierig.
Rund 60 % der Bevölkerung gehören zu diesem Typ.
Aber auch der Normaltyp hat’s schwer mit dem Schulbeginn um 8 Uhr oder dem klassischen Büroalltag.
Eule – Der Spättyp
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Schlafenszeit: ca. 1:00–9:00 Uhr (extreme Typen schlafen erst ab 6:45 Uhr!)
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Vorteil: Kreativ und produktiv am Abend
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Herausforderung: Ständiger Kampf gegen die gesellschaftlichen (zeitlichen) Strukturen
Die Spättypen schlafen schlechter, fühlen sich oft müde und entwickeln häufiger gesundheitliche Probleme – nicht, weil sie ungesund leben, sondern weil ihr Rhythmus ständig ignoriert wird.
Übrigens: Die Sommerzeit ist für Spättypen besonders schlimm – eine Stunde weniger Schlaf, dauerhaft.
Teenager und der Schlaf
In der Pubertät verschiebt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus um bis zu 2,5 Stunden nach hinten.
Teenies sind also, biologisch gesehen, Spättypen.
Frühes Aufstehen für die Schule widerspricht ihrer inneren Uhr.
Und Arbeiten und Klausuren am Vormittag ist für sie der absolute Albtraum.
Es wundert eine nicht, dass viele Teenies nachmittags wieder schlafen gehen. Sie haben einfach ein Schlafdefizit.
Liebe Eltern von Teenagern:
Lasst eure Kinder gerne auch am Nachmittag schlafen. Es schützt sie vor Erschöpfung und Konzentrationsproblemen. Die Gefahr in einen chronisches Schlafdefizit zu rutschen ist unglaublich groß.
Man vermutet, dass ein chronisches Schlafdefizit bei einem Burnout eine Rolle spielt.
Was kannst du tun?
Auch wenn du deinen Chronotyp nicht ändern kannst, kannst du lernen, besser damit umzugehen.
Der größte Game-Changer: Licht am Morgen
Licht (am besten Sonnenlicht!) sorgt für eine Ausschüttung von Cortisol und reduziert gleichzeitig das Schlafhormon Melatonin – das macht wach!
Alternativen:
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Tageslichtlampen
- Lichtwecker (ideal für Spättypen, da sie sanfter wecken)
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Wenn möglich, Gleitzeit & Homeoffice nutzen.
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Sport, Ernährung, Medikamenteneinnahme: Auch hier gibt es chronotypengerechte Zeitfenster – ein spannendes Feld, in das man tiefer einsteigen kann.
Wie finde ich meinen Chronotyp heraus?
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RNA-Test über eine Haarprobe – wissenschaftlich fundiert
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Online-Fragebögen – geben eine gute erste Orientierung (sind aber subjektiv)
Und was passiert eigentlich im Schlaf?
- Regeneration & Zellreparatur
- Wachstum bei Kindern
- Lernen & Gedächtnisbildung
Ein guter Schlaf ist nicht verhandelbar – er ist die Grundlage für Gesundheit, Klarheit und seelisches Gleichgewicht.
Schlafmangel = falsche Entscheidungen
Wer schlecht schläft, trifft schlechtere Entscheidungen – beim Essen, in Beziehungen, im Job.
Und wer abnehmen will, sollte sich unbedingt seinen Schlaf anschauen:
Das Sättigungshormon sinkt, das Hungerhormon steigt. Ein echtes Dilemma.
Ich weiß, wovon ich spreche. Nach einer Gyn-OP hatte ich lange Schlafprobleme und habe in dieser Zeit massiv zugenommen. Jegliche Versuche des Abnehmens scheiterten. Erst als mein Schlaf wieder besser wurde, ging auch das Gewicht runter.
Stell dir mal vor…
Was wäre, wenn du morgens wirklich ausgeschlafen wärst?
Wenn du dich gut fühlst, kreative Ideen hast und klar denkst?
Wenn du gute Entscheidungen triffst – einfach, weil dein Körper in Balance ist?
Vielleicht bräuchten wir dann weniger Entspannungstechniken, weniger Rückzugsorte – und vielleicht wären die Wartelisten für Therapienplätze deutlich kürzer.
Diese Gedanken lasse ich jetzt einfach mal stehen.
Danke, dass du hier bist.
Danke, dass du den Artikel bis hier gelesen hast.
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