Mutter sein – So wie ich es will

von | 18.Juni 2025

Du wolltest eine liebevolle Mutter sein. Eine, die zuhört, die versteht und für ihre Kinder da ist. Und jetzt? Fühlst du dich oft leer, überfordert oder sogar gefangen in einem Leben, das sich nicht mehr nach dir anfühlt?

Wenn Muttersein zur Last wird – Warum es uns so schwerfällt, uns selbst zu vertrauen

„Mutter sein war für mich eine Strafe.“
Diese Worte einer Mama haben mich tief bewegt. Sie fielen im Schlafcoaching auf meine Frage: „Welches Bild hast du von dir als Mutter?“

Es ist ein Satz, der nachhallt. Einer, der zeigt, wie fest wir oft noch in alten Systemen verstrickt sind. Wie schmerzhaft es ist, wenn wir uns selbst als Mutter ablehnen – Nur um dem gerecht zu werden, was uns Jahre lang geprägt hat.

Alte Muster – Tiefe Wurzeln

Die Liebe unserer Eltern ist für uns auch als Erwachsene unglaublich wichtig. Wir sehnen uns danach, dass sie stolz auf uns sind – selbst dann noch, wenn wir längst unser eigenes Leben führen. Und während wir versuchen, alles richtig zu machen, merken wir gar nicht, wie sehr wir uns selbst verlieren:

  • Wir wollen nichts vergessen.

  • Wir wollen alles optimieren.

  • Wir wollen perfekt sein.

Aber während wir funktionieren, vergessen wir oft, wie es sich anfühlt, wirklich glücklich zu sein. Einfach mal laut zu lachen, unbeschwert zu sein, albern, und lebendig. Wie wir es als Kinder waren.

Ich möchte in diesem Artikel nicht zu tief in die Mutter-Kind-Beziehung der Erwachsenen eintauchen – das benötigt einen eigenen Raum. Aber ich lade dich ein, gemeinsam mit mir, zwei Fragen nachzugehen:

  1. Warum gibt es so große Unterschiede zwischen den Generationen, wenn es um Erziehung geht?

  2. Warum fällt es uns so schwer, uns selbst zu vertrauen?

1. Die Erziehung unserer Eltern und was sie mit uns gemacht hat

abeWenn wir auf die Generation unserer Eltern oder Großeltern schauen, sehen wir Menschen, die oft selbst nicht in Sicherheit aufgewachsen sind. Manche haben Krieg erlebt, viele die Nachwirkungen. Und selbst wer später geboren wurde, wurde durch diese kollektive Unsicherheit geprägt.

Ein Beispiel dafür ist das Buch „Die deutsche Mutter und ihr Kind“ – ein Erziehungsratgeber aus der Nazizeit. Darin wurde empfohlen, Kinder schreien zu lassen, sie nur zur Pflege hochzunehmen und ansonsten Nähe zu vermeiden. Das Ziel war klar: aus den Kindern sollten gehorsame und gefühlsarme Soldaten werden.

Dieses Buch wurde später verboten. Es lebte aber weiter unter einem neuen Titel, mit denselben Inhalten. Und es war noch bis in die 80er Jahre in deutschen Wohnzimmern -auch zum Teil noch bei unseren Eltern- zu finden.

Was ich damit sagen will: Das, was wir heute oft kritisch sehen, war früher normal. Unsere Eltern haben in vielen Fällen nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Ja, es ist aus heutiger Sicht manchmal schwer zu verstehen. Sie wollten uns nicht schaden. Sie wussten es einfach nicht anders.

Unser Wissen ist heute ein anderes. Wir dürfen es anders machen. Nicht besser im Sinne von bewerten, sondern anders im Sinne von „bewusst“, „bindungsorientiert“ und „verbunden“.

Das bedeutet auch, dass wir Nein sagen dürfen zu alten Wegen undnd Ja zu neuen. 

2. Warum es so schwer ist, uns selbst zu vertrauen

Wenn wir in einem sicheren Umfeld aufwachsen, ist unser Nervensystem entspannt. Wir sind offen für Begegnung, für einen Austausch. Wir fühlen uns mit uns und anderen verbunden. In der Fachsprache nennt man diesen Zustand Social Engagement.

Aber viele Menschen –vielleicht auch du– sind aktuell nicht mehr in diesem Modus.

Unsere Welt ist unsicher. Kriege, Krisen und Überforderung. Unser Nervensystem reagiert darauf. Es geht in den Kampf-oder-Flucht-Modus (Fight or Flight). Wir stehen unter Dauerstress. Cortisol flutet unseren Körper. Vertrauen? Spüren? Verbunden sein? Nicht wirklich!

Und wenn das zu lange anhält, geht unser System noch eine Stufe weiter: in den Freeze-Zustand. Wir fühlen uns innerlich leer, gefangen, fast wie betäubt. Manche rutschen sogar in den Shutdown: völlige Erstarrung, Resignation und totale Erschöpfung. Der Körper macht dicht. Ein Schutzmechanismus, um zu überleben.

Und hier liegt die Krux:
In diesem Zustand ist es fast unmöglich, sich selbst zu spüren, geschweige denn, sich selbst zu vertrauen.

Was hilft?

Ein Sonnenaufgang. Ein Lächeln. Ein freundliches Wort. Ein Moment, in dem du dich nicht gehetzt fühlst.
Schon kleine Dinge machen den Unterschied. Es bringt dich raus aus dem Alarmzustand und wieder näher zu dir.

Sprechen
Mit anderen reden. Über das, was schön war. Über das, was dich bewegt.
Jede Begegnung, jeder echte Austausch bringt uns zurück ins Leben.

Verbindung.
Mit dir selbst. Mit anderen. Nicht, um dich zu rechtfertigen. Sondern, um gehört zu werden. Gesehen zu werden. Und selbst hinzuschauen.

Denn es gibt nicht das Richtige oder das Falsche. Es gibt Perspektiven. Und wir wachsen, wenn wir bereit sind, auch andere Sichtweisen zu hören – ohne uns selbst aufzugeben.

Und was hat das mit deinem Mutterbild zu tun?

Nur wenn du in Verbindung mit dir bist, kannst du dich auch mit deinem Kind verbinden. Nur wenn du dir selbst vertraust, kannst du auf dein Bauchgefühl hören. Nur wenn du deinen Wert spürst, musst du dich nicht mehr über Leistung definieren – oder über das Bild, das andere von dir haben.

Und vielleicht kannst du dann irgendwann sagen:
„Mutter sein fühlt sich für mich gut an.“
Nicht perfekt. Aber richtig.

Du bist nicht falsch. Du bist nicht allein. Und du darfst deinen eigenen Weg gehen.
In deinem Tempo. Mit deinem Gefühl. Und mit der Kraft, die in dir steckt – auch wenn du sie manchmal nicht spürst.

Wenn du möchtest, erzähl mir gerne:
➡️ Welche Sätze aus deiner Kindheit prägen dich bis heute?
➡️ Wo fällt es dir schwer, dir selbst zu vertrauen?

Schreibe es gern in die Kommentare oder schicke mir eine Mail an:

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